Liebster Freund,
wie sehnte ich mich nach einer Nachricht von dir. Sie erreichte mich heute früh. Ich wollte mich schon immer bei dir melden, wissen, was du so machst, hören was dich bedrückt und sehen wollte ich dich öfter als du jemals gedacht hast. Der Umschlag war ganz zerknickt und schmutzig von der Fahrt, der Postbote konnte nicht wissen, welch` wichtige Botschaft er in seiner Tasche trug.
Die Zeilen fingen mit "Vergiss mein nicht" an. Ich wurde stutzig und laß den Brief so schnell ich konnte, da mich die Neugier beinahe zerfressen hätte. Als ich deinen Brief zu Ende gelesen habe musste ich eine Pause einlegen, um die Informationen zu verarbeiten. Zwei Seiten erzählten darüber, wie es dir ergangen ist und was dich bedrückt und was du dir wünscht. Mich überkam Kummer und ich wusste nicht, warum ich erst jetzt davon erfahre. "Soll ich zu dir kommen?" War die erste Frage die ich mir stellte. "Möchtest du Gesellschaft haben?" War die Nächste. Ich überlegte nicht lange und nahm mir vor, den nächsten Zug zu dir zu nehmen. Gerne wäre ich schon heute losgefahren, aber die alltäglichen Pflichten lassen nicht zu spontan zu verschwinden.
Am nächsten Morgen nahm ich den ersten Zug und reservierte mir einen Fensterplatz, denn ich wusste, dass die Fahrt länger dauern würde. Ich hatte keine Wahl, neben mir saßen ältere Damen und unterhielten sich über das Wetter und über die täglichen Plagen, die das stolze Alter mit sich brachten.
Ich wusste, dass ich richtig liege. Dieser Zug wird mich zu dir bringen.
Wenn ich jetzt nur wüsste wo du wohnst. Das würde mir die ungewisse Reise erleichtern.
Wo bist du lieber Freund?
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